Bei der Präsentation im Rathaus dabei waren als Erwachsene (von links) Pfarrer Peter Ceglarek, Bürgermeister Wilfried Roos, Pfarrer Ramesh Chopparapu, Pastoralassistent Philipp Langenkämper und Pastoralreferent Werner Heckmann sowie für die Macher (von links) Henning Jaske, Kai Bangewitz, Gero von Blohn und Marit Herkenhoff aus der Messdiener-Leiterrunde.

In sozialen Netzwerken, mit einem Infostand in der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) und ganz analog mit Papier-Flugblättern in Briefkästen haben sich Messdiener-Leiter aus St. Georg freiwillig ins Geschirr gespannt in Sachen Demokratie. Vor der Europawahl am Sonntag nahmen sie bei der bundesweiten 72-Aktion-Sozialaktion der kirchlichen Jugendverbände ihre Herausforderung an: die Wahlbeteiligung in Saerbeck, passend zur Aktion, auf 72 Prozent hochbringen und eine Kinder- und Jugendwahl an den Start bringen.
Am Sonntagabend im kleinen Wahlstudio im Ratssaal gab es für dieses Engagement reichlich Lob. „Ich glaube es ist wirklich so, dass die Jugend ganz anders tickt als wir Alten“, meinte Pfarrer Peter Ceglarek mit Blick auf die Rolle digitaler Kommunikation, aber auch die Wahlergebnisse einzelner Altersgruppen. „Ich hoffe, dass diese Aktion der Messdiener oder auch der Wahlaufruf in der Sonntagspredigt bei der Wahlbeteiligung geholfen haben“, sagte er im Rathaus und dankte zusammen mit Pastoralassistent Philipp Langenkämper den Messdienerleitern für ihren Einsatz.
Bis man zu der Meinung kommen kann, dass die die Aktion tatsächlich geholfen hat, braucht es allerdings etwas Recherche und Rechnerei. Die Aufgabe, die Wahlbeteiligung aus dem Jahr 2014 um 7,8 Prozentpunkte auf 72 Prozent hochzubringen, war nämlich nicht ganz fair. Vor fünf Jahren liefen zeitgleich die Kommunalwahlen, was eine höhere Wahlbeteiligung für das Europaparlament brachte. Realistisch sind die 51,1 Prozent aus dem Jahr 2009. Und in diesem Vergleich kletterte die Wahlbeteiligung in Saerbeck mit einem Plus von 17,5 Punkten auf ein Niveau, das mit 68,6 Prozent auch deutlich über den Werten für den Bund oder den Kreis Steinfurt liegt – erster Teil der Mission: erledigt.
Das Ergebnis der Kinder- und Jugendwahl im Pfarrheim ist bei 72 Teilnehmern statistisch natürlich weit entfernt von Repräsentativität. Die Aktion war allerdings auf jeden Fall eine Selbstlerneinheit in Sachen Demokratie, vom Aufstellen der Wahlzettel über die Parteieninfos an den Türen und das Infomaterial auf den Tischen bis zum Auszählen. Die Trends bei den Erwachsenen bildeten die U18-Wähler ab, aber viel krasser mit den Grünen als stärkster Kraft. Ausnahme: Bei der AfD gab es nur ein einziges Kreuz. „Wenn Kinder die Zukunft sind, liegt die AfD bei 1,4 Prozent – finde ich super“, kommentierte Pastoralreferent Werner Heckmann. Bürgermeister Wilfried Roos überlegte augenzwinkernd, ob man die Belohnungswaffel nach der Stimmabgabe für die nächste Kommunalwal übernehmen sollte. Zweiter Teil der Mission: auch erledigt.
Alfred Riese