Ein großer Kreis mit Picknickdecken, auf denen Mütter, Väter und Kinder sitzen. In der Mitte eine Kerze. Und zusammenknotete Laken, die, wie sich rasch herausstellte, für ein kurzes Schauspiel die Konturen eines Schiffes bilden. Gitarrenklänge, Gesang und immer wieder ein Kinderlachen. Auf der Wiese vorm Bürgerhaus feierte die St.-Georg-Gemeinde am Sonntagvormittag unter der Überschrift „Nichts für Angsthasen“ einen Familien-Gottesdienst. Gekommen waren rund 80 Gläubige, nicht nur aus Saerbeck, sondern auch aus Nachbarkommunen.

So wie Jutta Lindemann, die mit ihrer Tochter aus Brochterbeck angefahren kam, um den Freiluft-Gottesdienst zu besuchen. „Ein wunderbares Angebot“, findet sie. Und eine sehr gute Möglichkeit, Kinder „völlig relaxed an den Glauben heranzuführen“. Außerdem sei so ein Gottesdienst „einfach ein schöner Start in den Sonntag“ – und der Weg von Brochterbeck „keine Weltreise“.

Das sieht Robert Welp genauso. Der Vater von drei Kindern wohnt in Greven und hatte, wie er sagte, zufällig von dem Angebot erfahren. Das Gottesdienst-Format, das er auch aus seiner Heimatstadt kennt, sei ideal, um die coronabedingten Abstandsregeln einzuhalten. Aber auch unabhängig davon könne er sich sehr gut vorstellen, dass es sich auf Dauer etabliert.

Höhepunkt des Gottesdienstes war ein kleines Schauspiel, bei dem die zusammengeknoteten Laken zum Einsatz kamen. Väter und Mütter nahmen sie auf und formten mit ihnen die Außenwand eines langen Schiffes. Darin platzierten sich Mädchen und Jungen. Sie mimten Jesus und seine Jünger. In der Geschichte geraten sie während ihrer Fahrt über den See Genezareth in einen Sturm. Während Jesus friedlich schläft, haben die Jünger Angst, dass sie mit dem Schiff untergehen. Sie wecken Jesus und der Sturm lässt nach. „Warum hattet Ihr solche Angst? Ich bin bei Euch. Hattet Ihr kein Vertrauen zu mir?“, sagte Jesus zu seinen Jüngern.

Es gehe darum, Vertrauen in Gott zu haben, sagte Pastoralreferentin Anja Daut, die den Gottesdienst zusammen mit dem Familiengottesdienst-Kreis organisiert hatte. Das Motto „Nichts für Angsthasen“ war eine Anspielung auf Wasser, das, wie kürzlich bei der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands für Angst und Leid sorgen kann, das zugleich aber auch lebensnotwendig ist.

Im Anschluss an das Schauspiel lud Daut die Besucher zu kleinen Vertrauensspielen ein. Und so wurden an diesem sonnigen Vormittag Kinder – ihre Augen waren zuvor verbunden worden – von ihrer Mutter oder ihrem Vater über die Wiese geführt. Wurden Picknickdecken zu Schaukeln umfunktioniert. Und ließen sich Jungen und Mädchen mit verschlossenen Augen in die Arme ihrer Eltern fallen.

Der Freiluft-Gottesdienst fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Auch im vergangenen Jahr hatte es einige Termine gegeben. Pastoralreferentin Anja Daut kann sich sehr gut vorstellen, dass die Pfarrgemeinde an dem Format festhält. Auch schon vor der Coronakrise hatte es Überlegungen für neue Gottesdienstformen gegeben.

Übrigens: Am Freitag, 17. September (19.30 Uhr), findet unweit der Pfarrkiche auf dem Dorfplatz ein Lambertus-Singen statt.

Katja Niemeyer, WN 06.09.2021