Anlässlich des Volkstrauertages fand die Gedenkveranstaltung in diesem Jahr wieder in der Pfarrkirche St. Georg statt.
Die Ansprache hielt die Gemeindeleiterin und Pastoralreferentin Anja Daut.
Das Kolping-Blasorchester gab der Feierstunde den musikalischen Rahmen und beendete sie mit der Europahymne und der Deutschen Nationalhymne.
Fahnenabordnungen der Vereine repräsentierten die geneartionsübergreifende Anteilnahme.
Bürgermeister Dr. Lehberg legte anschließend begleitet von Vertretern der Feuerwehr einen Kranz am Mahnmal vor dem Friedhof nieder.
In ihrer Ansprache
ging die Gemeindeleiterin und Pastoralreferentin Anja Daut zu Beginn auf ihre eigenen Kindheitserinnerungen ein. Mit ihrer Oma war sie immer zur Kranzniederlegung gegangen.
„Volkstrauertag sei das, wurde mir gesagt, und es hatte was mit dem Krieg zu tun. Da würde auch an Opa gedacht. Volkstrauertag! Ich kann mich daran erinnern, dass ich selbst gar nicht traurig war.“
Sie kannte ihren Opa nicht und selbst ihr Vater hatte seinen Vater gar nicht kennengelernt. Und Opas Name auf dem Stein am Ehrenmal blieb befremdlich, denn er war dort nicht begraben. Für ihre Oma und für alle anderen sei diese Feierstunde mit ihrer traurig-besonderen Atmosphäre wichtig gewesen.
Die Erinnerung an die Weltkriege mit ihren Ausmaßen an Leid und Tod sei wichtig und auch die Kriegsgräberfürsorge. Erst 17 Jahre nach Kriegsende habe die Oma eine Nachricht über den Tod ihres Mannes 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft erhalten. Und erst vor gut 20 Jahren einen Nachweis mit Bild über die Grabstelle. „Sie war so glücklich – beruhigt und traurig zugleich. Die Erinnerungen kamen mal wieder hoch“, beschrieb Anja Daut die Erlebnisse ihrer Oma.
Die Wichtigkeit, diese Erinnerungen wach zu halten unterstrich sie und ging dann auf die Bedrohung des Friedens in unserer Zeit ein:
Terroranschläge, Amokfahrten, willkürliche Verbrechen an Frauen, Männer und Kindern machten stärker betroffen, wenn sie nicht in der Ferne Afrikas oder des Nahen Ostens sondern in der Nähe passierten. Doch geraten diese Eindrücke schon kurze Zeit später wieder in Vergessenheit.
„Auch deshalb ist so ein Gedenktag wie heute notwendig. Damit wir uns immer wieder erinnern und eben nicht vergessen: die einzelnen Opfer nicht – aber auch die Schrecken und Unsinnigkeiten von Krieg, Gewalt und Terror überhaupt.
Denn gerade seit der sogenannten Flüchtlingskrise vor 6 Jahren wird klar: Die vielen Kriege und Auseinandersetzungen auf der Welt rücken näher, sie bekommen plötzlich ein ganz konkretes Gesicht. Geschätzt 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – sie fliehen vor genau solchen Kriegen und Grausamkeiten, an die wir mit dem heutigen Volkstrauertag erinnern“, führte sie aus.
Die Sprache in gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen nehme an Verrohung zu, die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels gerade für ärmere Menschen und Länder und die Situation der Flüchtlinge an der Grenze zwischen Polen und Belarus die zeigen in besonderer Weise, wie stark der Frieden bedroht ist.
„Dem Frieden Stabilität zu geben, dazu reicht es eben nicht, sich nur zu erinnern, zu trauern und eine Gedenkstunde wie diese zu halten“, mahnte sie.
Und forderte aktiven Einsatz
– jedes einzelnen
im Reden, Denken und Tun für ein menschliches Miteinander, in Vereinen und Nachbarschaften, in der Pfarrei und am Arbeitsplatz, in der Familie und am Stammtisch
im Handeln für die Bewahrung der Schöpfung
– der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aus aller Welt,
mit Einsicht, Weitsicht, Klugheit, Klarheit und Besonnenheit zu beraten und beschließen
„Und ich glaube, sie alle können für die vielen schwierigen Aufgaben und Entscheidungen unser Mittun und auch unser Gebet ganz gut gebrauchen.
Oder, um es mit den Worten meine Oma zu sagen: Wir müssen aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert.“
Alfons Sundermann