Das geht, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen: In der St.-Georg-Kirche treffen sich die Sänger nunmehr nach Männern und Frauen getrennt. Und Chorleiter Christoph Brehm muss den Gesang mit seinem Stage Piano unterstützen. Unbedingt benötigt wird außerdem ein Mikrofon. Andernfalls sind die Stimmen schlichtweg nicht zu hören.

Leere Bänke, vereinzelt sitzen die Sängerinnen im ganzen Kirchenraum verteilt. Vorne spielt der Dirigent am Stage Piano und unterstützt die Stimmen inklusive Mikrofonanlage. Nach einer regulären Probe im herkömmlichen Sinne sieht das nicht aus, was die Damen des Kirchenchores St. Georg unter der Leitung von Christoph Brehm in dem frisch renovierten Saerbecker Gotteshaus machen. Etwas beängstigend, fast schon beklemmend wirkt das Szenario im ersten Moment. Aber bei genauerer Betrachtung versprüht es auch viel Hoffnung und Zuversicht, dass Gesang und Musik in der Kirche wieder möglich sind.

Allerdings musste sich der Chorleiter einiges einfallen lassen, damit die Sicherheit gewährleistet werden kann. „Unter diesen Umständen kann es erstmal nur Stimmproben geben. Das heißt, die Frauen kommen um 19 Uhr und die Männer um 20 Uhr. Stage Piano und Mikrofon sind unbedingt nötig, da man sich sonst überhaupt nicht hören kann“, erklärte Brehm im Gespräch. Aber wie ist das möglich?
Ist doch die Kirche gerade erst aufwendig umgebaut worden.

Dabei stand das Thema Akustik anscheinend nicht gerade an erster Stelle. Schon vor der Renovierung verfügte das Gebäude über reichlich Hall, aber alles im Rahmen des Üblichen, sodass musikalische Aktivitäten keineswegs beeinträchtigt wurden. „Es ist leider viel Holz herausgekommen, sowie Polster und Teppiche, wodurch sich der Klang stark verändert hat“, erläutert Brehm.
Wie das also akustisch mit der Musik in St. Georg aussieht, wird sich zukünftig zeigen.

Von den insgesamt 40 Sängerinnen und Sängern erscheint jetzt ungefähr die Hälfte. Für Christoph Brehm sei das völlig in Ordnung. Jeder einzelne habe das Recht, für sich zu entscheiden, ob er an den Proben teilnehmen möchte oder nicht. Außerdem gehe er davon aus, dass die andere Hälfte irgendwann wiederkomme, wenn sich die Lage entspannt haben wird.

Die Übrigen bereiten sich mit viel Enthusiasmus, guter Laune und positiven Gedanken auf ihren Auftritt Heiligabend vor.

Neben weihnachtlichen Chorsätzen hat Brehm auch Literatur ausgesucht, die ebenso für ein späteres Konzert Verwendung finden kann. Das Publikum muss sich zunächst geduldig mit der Vorfreude zufriedengeben.

Tünde Kalotaszegi-Linnemann