Tja, wir leben in merkwürdigen Zeiten, Corona halt. Aber trotzdem ist den beiden Frauen der Frust schon ein bisschen anzumerken. Da haben sie es in der KÖB jetzt so richtig kuschelig, die „Aufenthaltsqualität“ wurde deutlich erhöht. Aber so richtig nutzen dürfen die Kunden diese Annehmlichkeiten nicht. Corona sei Dank. Aber: Es kommen auch wieder bessere Zeiten – hoffentlich.

Manuela Gschiel und Kerstin Heeke vom Leitungsteam sind schon stolz auf „ihre“ Katholischen Öffentlichen Bücherei – kurz KÖB. „Im Bistum gehören wir schon zu den gut laufenden Büchereien“, sagen sie und freuen sich sichtlich. Aber: Auch die Saerbecker Bücherei hat mit sinkenden Ausleihzahlen zu kämpfen. Das beweisen auch die Zahlen. „Im vergangenen Jahr hatten wir 17 500 Ausleihen, 2015 war es dagegen 32 500 Ausleihen“, erzählt Manuela Gschiel, die die Statistik der Bücherei betreut. Aber natürlich war 2020 ein Corona-Jahr, in dem die Bücherei wochenlang geschlossen war.

Trotzdem: „Die Ausleihen werden von Jahr zu Jahr weniger. Vor allem die Jugendlichen kann man kaum noch erreichen“, erklärt Kerstin Heeke vom Leitungsteam. Man habe da schon einiges versucht. „Aber wir wissen wirklich nicht, wie wir die Jugendlichen zum Lesen bekommen.“ Stammkunden sind Familien mit Kindern und natürlich auch Senioren.

Und die werden sich wundern. Denn nicht nur die Sitzecke und der Aufenthaltsbereich für die junge Kundschaft sind neu, auch die Regale haben Zuwachs bekommen und wurde neu geordnet, die Bücher nach Themenkreis eingeordnet.

Jedes Medium in der Bibliothek wird mehr als zwei Mal im Jahr ausgeliehen. „Das ist ein sehr guter Faktor für eine Bücherei“, freuen sich die beiden Frauen. Am meisten ausgeliehen werden natürlich Romane – besonders die mit historischem Hintergrund“ – und Krimis. Die Renner sind – Vorsicht: Schmonzetten-Alarm – „Die sieben Schwestern“ von Lucinda Riley. „Wenn da ein neuer Band der Serie heraus kommt, müssen wir immer zwei Exemplare bestellen. Und trotzdem gibt es da noch Wartezeiten“, erklärt Heeke. Natürlich stehen auch die Krimis von Nele Neumann und Charlotte Link ganz oben im Ranking.

DVD und Hörbücher laufen dagegen gar nicht mehr. „Da sind wohl die diversen Streaming-Dienste Schuld“, ist sich Gschiel sicher. Tonies, also die kleinen Figuren, die Geschichten erzählen, sind nur bei kleineren Kindern angesagt. Apropos online: „Die Online-Ausleihe hat in der Corona-Zeit natürlich stark zugenommen“, erzählt Heeke.

Trotz alledem: Die Bücherei ist eigentlich immer recht gut besucht. 7000 Medien können ausgeliehen werden. „Alles, was älter als zehn Jahren ist, fliegt rau.“ Und: In jedem Jahr werden rund 1000 Medien neu angeschafft. Das geht natürlich nur mit der finanziellen Unterstützung des Bistums. „Unsere Verleihzahlen haben dabei natürlich auch Einfluss auf die Höhe der finanziellen Zuweisungen“, erklärt Heeke.

Die Leser können übrigens auch mitbestimmen, was denn neu angeschafft werden soll. „Die Vorschläge können in unsere Wunschbox eingeworfen werden, und die wird rege genutzt“, erzählt Gschiel. Passen die Vorschläge ins Konzept, werden sie auch angeschafft.

Wie gesagt: Corona hat natürlich dafür gesorgt, dass von den Büchern und den anderen Medien weniger ausgeliehen wurde. Aber: Einige Corona-Beschränkungen sind inzwischen aufgehoben. „Die Kontaktverfolgung ist weggefallen, eine Personenbeschränkung gibt es auch nicht mehr.“ Aber: Zurückgegebene Medien müssen immer noch für 72 Stunden in Quarantäne. „Deswegen haben wir momentan auch nur mittwochs (15 bis 17 Uhr) und sonntags (10 bis 12 Uhr) geöffnet“, erklärt Heeke.

Sie, Manuela Gieschel, Susanne Riese und Beate Niehoff bilden das (ehrenamtliche) Leitungsteam der Bücherei, insgesamt 30 Ehrenamtliche versehen dort ihren Dienst. „Das war zumindest vor Corona so, ob nach der Pandemie auch wieder alle dabei sein werden, muss sich zeigen“, sagt Heeke.

Aktuell können sich die Nutzer der Bücherei über viele neue Bücher freuen. „Heute sind drei große Kisten mit neuen Büchern angekommen, die wir auch zeitnah einsortieren.“

Und wenn dann irgendwann Corona Geschichte ist, können die Besucher auch die neue Sitzecke und die jungen Besucher den neuen Aufenthaltsbereich nutzen.

Demnächst, bald – hoffentlich.

Peter Beckmann, WN 27.08.2021