Seit einem Jahr bieten zwei Mitarbeiterinnen des Caritasverbands in sieben Städten und Gemeinden im Süden des Kreisgebiets Beratung, Hilfe und Unterstützung für Betroffene und Vermieter an, wenn Probleme das Mietverhältnis bedrohen.
Allein für den Kernbereich des Caritasverbands (Emsdetten, Greven und Saerbeck) haben sich die beiden Wohnungsnotfall-Helferinnen Lea Kurth (links) und Anne Koopmann (rechts) im ersten Jahr um 78 Haushalte gekümmert, von Einzelpersonen bis Großfamilien. 43 davon waren akut von Wohnungslosigkeit bedroht. Bei 15 ist es gelungen, die drohende Wohnungslosigkeit zu vermeiden.
Lea Kurth und Anne Koopmann sowie Helmut Henrich, Fachbereichsleiter beim Caritasverband berichten über ihre Arbeit:
Die Corona- Bedingungen erschweren die Kontaktaufnahme: Es sind praktisch keine Präsenz-Sprechstunden vor Ort möglich, stattdessen Beratung von Klienten während gemeinsamer Spaziergänge, viel Arbeit am Telefon. „Wenn ich wusste, wo die Leute sind, bin ich halt hingegangen“, berichtet Anne Koopmann. Denn es gebe Menschen, die kein Handy-Guthaben mehr haben und kein Internet. Dann sei die Suche nach einer Wohnung noch schwieriger.
Hilfe suchen bei der Caritas Menschen, die bereits keine Wohnung mehr haben, in einer Sozialunterkunft leben oder etwa bei Verwandten auf dem Sofa schlafen. Die Mehrheit der Klienten allerdings lebt mit der drohenden Wohnungslosigkeit, sagt Anne Koopmann – und die zu verhindern, ist das Ziel der Notfallhilfe.
Menschen kommen zu den Beraterinnen mit Kündigungsschreiben und Mietrückständen, mit Räumungsklagen oder Energieschulden, häufig gibt es Kommunikationsprobleme zwischen Mieter und Vermieter. Arbeitslosigkeit, Überschuldung oder Scheidung können Gründe sein. Anne Koopmann und Lea Kurth versuchen, rechtliche Fragen zu klären, zu vermitteln, schwierige Gespräche wieder in Gang zu bringen. Sie beantragen auch zum Beispiel zusammen mit den Betroffenen Darlehen beim Jobcenter oder Ratenzahlungen beim Vermieter, um Mietschulden in den Griff zu bekommen.
„Bei uns suchen häufig Menschen Unterstützung, die sich solche Verhandlungen oder Gespräche selbst gar nicht zutrauen oder schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, die kapituliert haben und Briefe ungeöffnet liegen lassen“, sagt Helmut Henrich, Fachbereichsleiter beim Caritasverband. Für ihn ist wichtig, dass von Wohnungslosigkeit Bedrohte auf jeden Fall versuchen sollten, mit ihren Vermietern im Gespräch zu bleiben, sich aber auch früh Unterstützung suchen. „Wenn die Räumungsklage abgeschlossen ist, können wir fast nicht mehr helfen“, unterstreicht Anne Koopmann. Und schnell eine neue Wohnung zu finden, das sei angesichts der aktuellen Marktlage schwer möglich.
Ein Teil der Klienten kommt vermittelt durch die Jobcenter, Sozialämter, andere Hilfsstellen oder Vermieter zur Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands. Zugleich bietet sich der Verband Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwaltungen und auch einzelnen Vermietern als Kooperationspartner an. Denn „Wohnungsverlust zu vermeiden ist die beste Strategie gegen Wohnungslosigkeit“, ist sich Helmut Henrich sicher. Diese Strategie habe sich auch in der Corona-Zeit mit großem Erfolg bewährt.
Die Wohnungsnotfallhilfe gehe „mit reichlich Arbeit in die nächste Zeit“, so Helmut Henrich. Ein Grund: „Es fehlt schlicht an verfügbarem, bezahlbarem Wohnraum“ – für ihn „eine große Aufgabe und Verantwortung der Politik“.
Die Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbands Emsdetten-Greven und zweier weiterer Träger wird über den Kreis Steinfurt gefördert im Rahmen der NRW-Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit „Endlich ein Zuhause“. Diese Förderung ist zunächst befristet bis 2022.
Kontakt zur Wohnungsnotfallhilfe beim Caritasverband Emsdetten-Greven:
Lea Kurth (Greven, Altenberge, Horstmar, Laer), Tel. 02571/ 80090, E-Mail zuhause@caritas-emsdetten-greven.de;
Anne Koopmann (Emsdetten, Saerbeck, Nordwalde), Tel. 02572/ 1570, E-Mail zuhause@caritas-emsdetten-greven.de